Legenden und Geschichten aus Siebenbürgen von Laura Jiga Iliescu, Costica Onuta
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Kategorie: Bücher
Seiten / Format: 24 S.; geheftet
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Mioritics
Sprache: Deutsch
ISBN: 9786069340042
Vor Zeiten gab es unter den Sachsen aus Braller (Bruiu) neben Hermannstadt den Brauch, am Himmelfahrtstag den Tod aus dem Dorf zu vertreiben. Nach dem Morgengottesdienst versammelten sich mehrere junge Mädchen bei einer von diesen zu Hause, wo sie aus Stroh und Ähren eine menschenähnliche Puppe anfertigten, die sie dann in Festtagstracht kleideten, ihr eine rote Haube aufs Haupt setzten, sie mit silbernen Anstecknadeln und Bändern schmückten und der Tod nannten. Dieser wurde dann ans Fenster gesetzt, um von allen Leuten gesehen zu werden, die zum Verspergottesdienst in die Kirche gingen. Der Tod war schön, so dass die Leute ihn nicht mehr fürchteten. Das war jedoch nur ein Euphemismus, so dass das Ritual fortgesetzt und der Tod vertrieben werden musste. Die Gruppe, die ausschließlich aus Mädchen bestand, zog nun mit der Puppe singend los, veranstaltete eine Prozession durchs Dorf. Schließlich gingen sie in ein Haus, doch nicht das, in dem die Puppe angefertigt worden war, zogen sie aus und warfen sie, so ausgezogen, wie sie nun war, zum Fenster hinaus, wo die Buben warteten. Diese zerrissen sie in kleine Stücke und warfen alles in ein fließendes Wasser. In dieser Zeit zog im Haus eines der Mädchen die Kleider an, die die Puppe getragen hatte, worauf die Mädchen erneut eine Prozession durchs Dorf veranstalteten, diesmal eine Prozession des Lebens. Ab nun durften die Kinder Stachelbeeren essen. Es bestand nähmlich der Glaube, dass der Tod sich bis zur Durchführung dieses Rituals in diesen stacheligen Büschen versteckt hält.
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