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Schulden

Schulden von David Graeber
Die ersten 5000 Jahre

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Kategorie: Bücher
Seiten / Format: 536 S
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Klett-Cotta
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783608947670
Auflage / Bände: 9. Aufl.

1Über die Erfahrung der moralischen Verwirrung 7<br>2 Der Mythos vom Tauschhandel 27<br>3 Ursprüngliche Schulden 49<br>4 Gewalt und Wiedergutmachung 79<br>5 Kurze Abhandlungüber die moralischen Grundlagen ökonomischer Beziehungen 95<br>6 Spiele mit Sex und Tod 135<br>7 Ehre und Entwürdigung 173<br>8 Kredit oder Edelmetall 223<br>9 Die Achsenzeit 235<br>10 Das Mittelalter 265<br>11 Das Zeitalter der kapitalistischen Imperien 323<br>12 1971 - Der Anfang von etwas, das noch nicht bestimmt werden kann 379 Anmerkungen 411<br>Bibliografie 477<br>Personenregister 521<br>Sachregister 525

»Eine epochale Abrechnung mit dem Kapital.« Christian Schlüter, Frankfurter Rundschau Christian Schlüter Frankfurter Rundschau

Seit der Erfindung des Kredits vor 5000 Jahren treibt das Versprechen auf Rückzahlung Menschen in die Sklaverei. Die Geschichte der Menschheit erzählt David Graeber als eine Geschichte der Schulden: eines moralischen Prinzips, das nur die Macht der Herrschenden stützt. Damit durchbricht er die Logik des Kapitalismus und befreit unser Denken vom Primat der Ökonomie.

1Über die Erfahrung der moralischen Verwirrung<br><br>Schuld, die Substantiv<br>1. Ursache von etwas Unangenehmem, Bösem oder eines Unglücks, die Verantwortung dafür.<br>2. bestimmtes Verhalten, bestimmte Handlung, womit jmd. gegen sittliche Werte, Normen oder gegen die rechtliche Ordnung verstößt.<br>3. Geldbetrag, den jmd. einem anderen schuldig ist.Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache<br><br>Wenn Sie der Bank hunderttausend Dollar schulden, gehören Sie der Bank.<br>Wenn Sie der Bank hundert Millionen Dollar schulden, gehört die Bank Ihnen.Amerikanisches Sprichwort<br><br>Vor zwei Jahrenbesuchte ich infolge einiger Zufälle eine Gartenparty in der Westminster Abbey. Ich fühlte mich ein bisschen unbehaglich. Die anderen Gäste waren durchaus freundlich und nett, und Pater Graeme, der die Party organisiert hatte, war ein durch und durch liebenswürdiger und charmanter Gastgeber. Aber ich kam mir ein wenig fehl amPlatz vor. Irgendwann sprach mich Pater Graeme an: Da stehe jemand gleich neben dem Brunnen, mit dem ich mich sicher gern unterhalten würde. Wie sich herausstellte, war es eine schick gekleidete junge Frau, laut Auskunft des Paters eine Anwältin - »aber eine von der engagierten Sorte. Sie arbeitet für eine Stiftung, die in London Gruppen juristisch berät, die gegen die Armut kämpfen. Sie beide haben sich wahrscheinlich viel zu erzählen.«<br><br>Wir kamen ins Gespräch. Sie berichtete von ihrer Arbeit. Ich erzählte ihr, dass ich seit vielen Jahren in der Bewegung für weltweite Gerechtigkeit aktiv war - bei den »Globalisierungsgegnern«, wie es üblicherweise in der Presse hieß. Das interessierte sie: Natürlich hatte sie viel über Seattle, Genua, über Tränengas und Straßenkämpfe gelesen, aber ... hatten wir denn mit all dem etwas erreicht?<br><br>»Ja sicher, es ist sogar erstaunlich, wie viel wir in diesen ersten Jahren erreicht haben«, erwiderte ich.<br>»Zum Beispiel ?«<br>»Nun, zum Beispiel haben wir es beinahe geschafft, den IWF auszuschalten.«<br>Zufällig wusste sie nicht, was der IWF ist, und ich erklärte ihr, dass der Internationale Währungsfonds als der Schuldeneintreiber der Welt fungiert: »Man könnte sagen, er ist in der Hochfinanz das Äquivalent zu den Jungs, die kommen und einem die Beine brechen.« Ich ließ mich über den historischen Hintergrund aus, erklärte, wie die OPEC-Staaten während der Ölkrise in den 1970er Jahren so viel von ihren neu erworbenen Reichtümern an westliche Banken überwiesen, dass die Banken gar nicht wussten, wo sie das Geld investieren sollten; wie Citibank und Chase Manhattan Bank deshalb Vertreter in alle Welt aussandten, die Politiker und Diktatoren der Dritten Welt überreden sollten, Kredite aufzunehmen (damals hieß das »Go-Go-Banking«); wie sie mit äußerst niedrigen Zinsen begannen, die aber dank der rigorosen Geldpolitik der Vereinigten Staaten in den 1980er Jahren bald auf 20Prozent und mehr in die Höhe schossen; wie das in den 1980er und 1990er Jahren zur Schuldenkrise der Dritten Welt führte; wie sich dann der IWF einschaltete und darauf beharrte, zur Refinanzierung müssten die armen Länder gezwungen werden, die Subventionierung von Grundnahrungsmitteln aufzugebenoder sogar die Politik, strategische Lebensmittelreserven anzulegen sowie freie Gesundheitsversorgung und freie Bildung bereitzustellen; wie all dies damit endete, dass die ärmsten und am meisten gefährdeten Völker der Welt die grundlegende Unterstützung verloren hatten. Ich sprach von Armut, von der Ausplünderung öffentlicher Ressourcen, vom Zusammenbruch von Gesellschaften, von endemischer Gewalt, Mangelernährung, Hoffnungslosigkeit und zerstörten Leben.<br>»Aber wie war ihre Einstellung?«, fragte die Anwältin.<br>»Zum IWF? Wir wollten ihn abschaffen.«<br>»Nein, ich meine, zu den Schulden der Dri<p>Ein radikales Buch im doppelten Wortsinn, denn Graeber packt das Problem der Schulden an der Wurzel, indem er bis zu ihren Anfängen in der Geschichte zurückgeht. Das führt ihn mitten hinein in die Krisenherde unserer Zeit: Von der Antike bis in die Gegenwart sind revolutionäre Bewegungen immer in Schuldenkrisen entstanden.<br><br>Graeber sprengt die moralischen Fesseln, die uns auf das Prinzip der Schulden verpflichten. Denn diese Moral ist eine Waffe in der Hand der Mächtigen. Die weltweite Schuldenwirtschaft ist eine Bankrotterklärung der Ökonomie. Der Autor enttarnt Geld- und Kredittheorien als Mythen, die die Ökonomisierung aller sozialen Beziehungen vorantreiben.<br><br>Im Kern ist dieses Buch ein hohes Lied auf die Freiheit: Das sumerische Wort»amargi«, das Synonym für Schuldenfreiheit, ist Graeber zufolge das erste Wort für Freiheit in menschlicher Sprache überhaupt.<br><br>David Graeber ist einer der Begründer der Occupy-Bewegung.

4DEDavid Graeber (1961-2020) war Professor für Anthropologie an der London School of Economics und Autor der Weltbestseller «Schulden», «Bullshit Jobs» und «Bürokratie» und Vordenker von «Occupy Wall Street». Völlig überraschend starb David Graeber am 2. September 2020 in Venedig. Sein letztes großes Werk «Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit» erschien postum im Frühjahr 2022 bei Klett-Cotta.

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