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Erec

Erec von Hartmann von Aue

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Kategorie: Bücher
Seiten / Format: 1069 S
Erscheinungsjahr: 2004
Verlag: Deutscher Klassiker Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783618660507

Erec; Mittelhochdeutscher Text undÜbersetzung - Kommentar von Manfred Günter Scholz

Mit demErecHartmanns von Aue gelangt der erste Artusroman auf die literarische Szene des mittelalterlichen Deutschland. Vor kurzem erst hatte sich die Gattung in Frankreich etabliert, und der Großmeister der arthurischen Literatur, Chrétien de Troyes, lieferte mit seinem RomanErec et Enidedas Modell für Hartmann. Dieser hat freilich die Vorlage nicht einfach übersetzt, sondern sie interpretierend neugestaltet und mit eigenen Akzenten versehen. Es ist die Geschichte einer großen Liebe. Erec, der Königssohn, benötigt zum Bestehen seiner ersten Aventüre eine Partnerin, gewinnt sie in GestaltEnites, die er bald heiratet und die von ihm in solchem übermaß geliebt wird (das berühmteverligen), daß er darüber seine gesellschaftlichen Aufgaben vernachlässigt. Der Unmut des Hofes veranlaßt ihn, zusammen mit Enite auf Aventüre zu gehen, ohne daß diese und der Hof, ja ohne daß die Leser des Textes erfahren, wozu dies dienen soll. Enite, die immer wieder das ihr von Erec auferlegte Schweigegebot bricht, um ihren Mann vor Gefahr zu bewahren, wird von diesem aus für sie und den Leser unerfindlichen Gründen regelmäßig beschimpft und gedemütigt. Die unverbrüchliche Treue der Makellosen erkennt aber endlich auch Erec und versöhnt sich großmütig mit ihr.

Doch der Roman, der bis zu diesem Punkt der Forschung reichlich Stoff zu Diskussionenüber die Schuldfrage geliefert hat, ist noch nicht zu Ende. Die umfangreiche AventüreJoie de la curt, in der Erec einen scheinbarübermächtigen Gegner besiegt, der jahrelang eine gesellschaftsferne Liebe mit seiner Freundin gelebt und zahlreiche Eindringlinge in diese Idylle getötet hat, hinterläßt im Leser gemischte Gefühle. Denn Erec zerstört damit eine im Ideal des gemeinsamen Wollens gründende Liebesgemeinschaft, und er erfährt erst aus den Worten des Besiegten, was Harmonie der Liebe sein kann. So ist durchaus fraglich, ob dieser Sieg Erecs zugleich einen Sieg des einen Minnemodells über das andere bedeutet.

Der Text desErecist, abgesehen von wenigen kleineren Fragmenten, nur durch das am Anfang des 16. Jahrhunderts von Hans Ried geschriebene'Ambraser Heldenbuch'überliefert, und auch das nicht ganz vollständig. Dieser große zeitliche Abstand zu dem mehr als 300 Jahre vorher entstandenen Roman macht eine verläßliche Rekonstruktion des Hartmannschen Textes zu einem Ding der Unmöglichkeit. Die unbestreitbare Qualität der Ambraser Handschrift andererseits sollte es verbieten, im Bestreben, Hartmanns Wortlaut wiederzufinden, sich unnötig von Rieds Text zu entfernen. Die vorliegende Edition kehrt gegenüber der zur Zeit maßgeblichenErec-Ausgabe in weit mehr als 500 Fällen zum Text der Handschrift zurück, sie führt eine moderne Interpunktion ein und kann aus diesen Gründen durchaus als Neuausgabe verstanden werden. Die übersetzung will dem mittelhochdeutschen Text so gerecht wie möglich werden: Die erzählerische Lebendigkeit des Originals sollte mit größtmöglicher Genauigkeit in ein direktes, zupackendes Neuhochdeutsch übertragen werden, in dem der Drive der Vorlage stets spürbar bleibt. Der ausführliche Stellenkommentar bietet neben den zu erwartenden sprachlichen und sachlichen Verständnishilfen auch auf weite Strecken Interpretationshinweise sowie eine intensive Diskussion der Forschung. So will die immer wieder den Vergleich mit Chrétien suchende Kommentierung dazu beitragen, Hartmanns Neuschöpfung als ein Meisterwerk der Erzählkunst zu erweisen, das souverän mit narrativen Innovationen spielt - nämlich zugleich der Fiktionalität des Erzählens, des Erzählers und des Publikums - und sie den Nachfolgern, namentlich Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg, verfügbar macht.

4DEAue, Hartmann vonHartmann von Aue gehört zusammen mit Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg zu den bedeutendsten Epikern der mittelhochdeutschen Klassik um 1200. Da keine Urkunden überliefert sind, ist die Rekonstruktion seiner Lebensumstände schwierig. Aus seiner Feder stammen u.a. die Versromane Erec und Iwein.

Scholz, Manfred GünterManfred Günter Scholz (1938-2014) war von 1979 bis 2003 Ordinarius für Deutsche Philologie in Tübingen.

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