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1. Band der Geschichte Siebenbürgens von Wilhelm Andreas Baumgärtner

1. September 2011

Der vergessene Weg
Wie die Sachsen nach Siebenbürgen kamen

Hermannstadt, 1. Auflage: Hora Verlag 2007, 2. Auflage: Schiller Verlag 2010

Der Hermannstädter Historiker und Journalist Wilhelm Andreas Baumgärtner studierte zu Beginn evangelische Theologie, doch hatte schon als junger Mann großes Interesse an historischen Themen. Nachdem er mit seiner Familie 1977 nach Deutschland auswandert war, setzte er sein Studium der Geschichte und Germanistik fort. Er machte inzwischen eine Journalistikausbildung und schrieb unter anderem Beiträge, Reportagen, Interviews, Berichte für das Evangelische Gemeindeblatt für Württemberg, Publikationen in Kunstkatalogen sowie Essays. Doch er hatte als Ziel, die Geschichte Siebenbürgens ausführlicher zu untersuchen und ließ seine Ideen, Überlegungen und Thesen zum Thema in bisher vier Büchern beim Schiller Verlag Hermannstadt/Bonn veröffentlichen.

Als I. Band der Geschichte Siebenbürgens erschien im Jahr 2007 das Buch mit dem Titel "Der vergessene Weg". Der Untertitel des Buches "Wie die Sachsen nach Siebenbürgen" kamen, nennt das untersuchte Thema dieses Werkes. Der Autor behandelt die Frage der Herkunft der deutschen Siedler des heutigen Siebenbürgens. Ob Siebenbürgen der Legende des Königs Geisa II. nach von Deutschen besiedelt wurde oder während der verschiedenen Kreuzzüge, bleibt eine offene Frage, die jeder Leser für sich selbst beantworten kann.

Der II. Teil (2008) der Geschichte Siebenbürgens hat den Titel "Eine Welt im Aufbruch" und den Untertitel "Die Siebenbürger Sachsen im Spätmittelalter". Das Thema des ersten Buches, also der Herkunft der Siebenbürger Sachsen, wird weiter analysiert. Es werden viele Fragen gestellt, aber keine einzige und richtige Antwort gegeben.

Es werden vielmehr Behauptungen verschiedener Historiker und Wissenschaftler aufgezählt und verglichen. Die Besiedlung Siebenbürgens war nicht ein einziges Geschehen mit einem genauen Anfang und einem Ende, sondern es war ein Prozess. Daraus ergibt sich dei Folgerung, dass auch die Untersuchung der Besiedlung ein komplexer Prozess sein sollte. Es handelt sich um die Frage, warum gerade die Sachsen nach Siebenbürgen kamen, was sie hierher zog (der Ruf von Geisa II., die Kreuzzüge), was sie zum Hierbleiben bewegte (Privilegien des Königs Andreas II., u.a. der Freibrief).

Dis Geschichte geht mit dem im Jahre 2009 erschienenen III. Teil der Geschichte Siebenbürgens unter dem Titel "Im Zeichen des Halbmondes" mit der Beschreibung der von Türken verursachten schwierigen Lebensumstände und Lage der Einwohner Siebenbürgens weiter. Dieser Band trägt den Untertitel "Siebenbürgen in der Zeit der Türkenkriege".

"In den Fängen der Großmächte" (2010), so lautet der Titel des bisher letzten, IV. Bandes der Geschichte Siebenbürgens von W. A. Baumgärtner. In dem Buch wird die Frage der Entstehung des Fürstentums Siebenbürgen untersucht. Der Untertitel "Siebenbürgen zwischen Bürgerkrieg und Reformation" zeigt die Zeitperiode, in der die historischen Ereignisse Siebenbürgens dargestellt werden. Die vielen Türkenkriege führten u.a. zum Niedergang Ungarns (1526), zur Belagerung Wiens (1529) und dadurch zur Entstehung eines selbstständigen Staates, Siebenbürgens.

Der Gegenstand meiner Rezension, also der erste Band der Geschichte Siebenbürgens "Der vergessene Weg" hat sich die ausführliche Analyse der deutschen Besiedlung auf dem Gebiet Rumäniens zum Ziel gesetzt. Inwieweit dies realisiert wird, soll nach der kurzen Präsentation der 11 Kapitel entschieden werden. Das Buch ist ein übersichtliches Werk mit genauen geschichtlichen Daten, die als Ausgangspunkt für weitere Recherchen dienen können und auch als Hilfe bei theatergeschichtlichen Forschungen dienen mögen.

Das Thema der Herkunft der deutschen Siedler in Siebenbürgen beschäftigte und beschäftigt bis heute zahlreiche Historiker und Wissenschaftler. Das zeigt das Erscheinen von Büchern wie zum Beispiel: Schuller, Johann Karl: "Umrisse und kritische Studien zur Geschichte von Siebenbürgen", 1. Heft (1840), Honigberger, Rudolf: "Zur Geschichte des Deutschtums in Rumänien" (1909), Huss, Richard: „Die Einwanderung der Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen" (1926), Göllner, Carl (Hg.): "Geschichte der Deutschen auf dem Gebiet Rumäniens" (1979), Frisch, Pierrot: "Auswanderung zwischen Rhein und Maas nach Siebenbürgen" (2005).

W. A. Baumgärtner beschreibt in der Einleitung, dass er sein Werk den Fragen, wann und wie die deutschen Kolonisten nach Siebenbürgen kamen, widmet und dass er diese Fragen anhand von unterschiedlichen Theorien mehrerer Historiker behandelt, die verschiedene Hypothesen über die Herkunft der Siebenbürger Deutschen aufstellten. Die erste und gleichzeitig die einfachste Hypothese über ihre Herkunft sei der Ruf des ungarischen Königs Geisa II. nach Siebenbürgen. Er wollte im 12. Jahrhundert deutsche Siedler von Rhein und Mosel nach Siebenbürgen holen, um so die Sicherheit der Grenzen gegen die Überfälle der Türken, Mongolen und anderen zu stärken. Eine andere Theorie wäre, dass die Siedler in der Zeit der Kreuzzüge ins Heilige Land wollten, und sich auf den Weg machten. Als sie gerade unterwegs waren, rief Geisa II. sie nach Siebenbürgen. Es wurden zahlreiche Forschungen zum Thema gemacht, es gibt viele Theorien darüber, aber wenige Beweise, sagt der Autor öfter in seinem Werk.

Im ersten Teil (Rückblicke und Überblicke) werden die Möglichkeiten der Wege der deutschen Siedler nach Siebenbürgen geschildert. Es gibt verschiedene Behauptungen über die Richtung, aus der die Kolonisation begann: aus dem Norden, aus dem Westen oder aus dem Süden. Aus welcher Richtung sie kamen (Griechenland, Bulgarien usw.), weiß man nicht genau, aber was man weiß, ist die Tatsache, dass sie aus Deutschland nach Siebenbürgen kamen. Weil sie sich an der südlichen Grenze des Landes ansiedelten, in der Gegend von Broos (Orăştie) bis Draas (Drăuşeni), entstanden hier viele tausend Höfe von Kolonisten. So entstanden auch die sogenannten Stühle: Broos (Orăştie), Mühlbach (Sebeş), Reußmarkt (Miercurea Sibiului), Hermannstadt (Sibiu), Leschkirch (Nocrich), Großschenk (Cincu), Reps (Rupea), Schäßburg (Sighişoara).

Weiterhin werden Fakten und Vorstellungen detailreich beschrieben, wie zum Beispiel, dass es trotz all der umstrittenen Fragen eine historische Tatsache ist, dass Siebenbürgen durch Sachsen, Flandrer und Wallonen besiedelt wurde. Es ist kein Wunder, dass man gerne in Ungarn siedelte, denn hier gab es all die Voraussetzungen für ein gutes Lebensniveau, hier gab es Flüsse, Wälder, fruchtbare Äcker. Denn da das ungarische Volk die Erfahrungen der Siedler gebrauchen konnte, hat man sie in Ungarn froh empfangen. Die Siedler trugen zu dem Zivilisationsprozess des Landes bei und deshalb erhielten sie mehrere Privilegien im Land. Sie mussten keine Steuern bezahlen, sie durften ihren eigenen Richter und ihren eigenen Pfarrer wählen und mussten keinen militärischen Wehrdienst leisten.

Dafür aber sollten sie im Krieg an der Seite des ungarischen Königs kämpfen, aber ihre Aufgabe war nicht nur kriegerisch, sondern hatte auch einen gesellschaftlichen Aspekt. Sie sollten das Land bebauen, Städte und Dörfer gründen, im Bergbau arbeiten.

Der Autor befasst sich ausführlich mit den weiteren historischen Fakten, so mit den Überfällen der Kumanen in Siebenbürgen im 13. Jahrhundert. Im Kampf zwischen Ungarn und Byzanz ging es um die Macht auf dem Balkan. Ungarn brauchte wieder Hilfe von außen, und so rief König Andreas II. den deutschen Ritterorden aus Thüringen nach Siebenbürgen. Er half dem König und bekam dafür Gebiete und viele Rechte. Dadurch ist es kein Wunder, dass in Siebenbürgen wieder neue Ortschaften entstanden, wie Kronstadt, Nussbach, Rothbach, Marienburg, Brenndorf, Heldsdorf, Honigberg, Tartlau, Petersberg, Zeiden, Weidenbach, Neustadt und Rosenau. Die Zuverlässigkeit der Daten ist gesichert, dank der vom Autor bearbeiteten zahlreichen bibliographischen Werke.

Die Idylle der Freundschaft zwischen dem ungarischen König und dem deutschen Ritterorden ging schnell zu Ende, meint Baumgärtner. Der Grund war das Überschreiten der zugewiesenen Grenzen durch den Orden. Dies hatte den Widerruf der Schenkung des Burzenlandes durch den König zur Folge. Es wird darauf hingewiesen, dass der Orden das Wohlwollen des Königs ausnutzen wollte, aber dies hatte zur Folge, dass die Ordensmitglieder das Land verlassen mussten.

Im zweiten Teil des Buches kehrt der Autor zur Frage der Herkunft der Deutschen in Siebenbürgen zurück. War es die Folge der geisanischen Ansiedlung? Wurde zuerst Südsiebenbürgen oder Nordsiebenbürgen besiedelt? Eines ist sicher, die ersten deutschen Einwanderer kamen bereits unter König Stephan nach Ungarn. Es ist kein Zufall, dass gerade aus Bayern viele Siedler kamen, denn die Frau von Stephan I. war die Schwester Kaisers Heinrichs II. Damals wurde der nördliche Teil des Landes besiedelt.

Das sich auf dem Buchdeckel befindende Bild weist auf die Landschaft Siebenbürgens hin, auf die Landschaft eines Landes, das von Flüssen, Strömen, Wäldern durchquollen ist. Diese naturtreue Landschaft wurde in den kämpferischen Zeiten der grausamen Geschichte vor allem von den Felsen der Karpaten geschützt.

Wenn ein Laie die Geschichte der deutschen Siedler Siebenbürgens kennenlernen möchte und ein leicht nachvollziehbares Bild über ihre Herkunft bekommen möchte, kann ich ihm dieses Buch von W. A. Baumgärtner nur empfehlen.

Kiss Ilona-Borbála, Doktorandin Debrecener Universität
Ungarische und vergleichende Literatur
01. September 2011.

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