Neuer Roman von Iris Wolff (Halber Stein) erschienen:
4. März 2015
Leuchtende Schatten
Mit einem Unfall am See beginnt die Freundschaft zwischen Ella und Harriet. Die beiden Mädchen, unterschiedlich aufgewachsen und erzogen, sind sich auf unmittelbare, sinnliche Weise vertraut – doch Harriet hat ein Geheimnis, das sie selbst ihrer besten Freundin lange verschweigt. Neben der Wahrheit um
Harriets Vergangenheit wird Ella mit einem tiefgreifenden Verlust konfrontiert.
Die politischen Ereignisse der Jahre 1943 und 1944 im siebenbürgischen Hermannstadt zwingen die Mädchen zu einem schnellen und unsanften Abschied von der Kindheit. Die Familiengeschichte mit ihren lebendig gezeichneten Figuren ist bestimmt durch Gegensätze: Sehnsucht nach Stabilität, Traditionsbewusstsein und der Verführungskraft einer zerstörerischen Ideologie. Häuser, Straßen und Natur sind Zufluchtsorte und Identitätsräume und spiegeln doch das Ende einer Epoche. Der beginnenden Auflösung einer jahrhundertealten Kultur wird Lebensmut, humorvoller Pragmatismus und der Wille zum Glück entgegengesetzt. Letztlich bleibt Ella die Zeit mit Harriet in bildhafter Intensität gegenwärtig, denn „Glück wird durch Leid nicht aufgehoben", und die Erfahrung des Verlusts lässt die Erinnerung umso leuchtender werden.
Poetisch und mit beeindruckender Leichtigkeit erzählt Iris Wolff in ihrem zweiten Roman von der Unantastbarkeit der Freiheit, von Freundschaft und Liebe in der Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein.
"Auf einmal wusste ich, dass ich genau zwei Möglichkeiten hatte. Ich konnte an dem Tau zerren und ihr Haar verfluchen, das es meinen Fingern schwer machte, die Schlinge um ihren Hals zu lösen. Ich würde sie verloren geben und nur gegen das rebellieren, was sich bereits erfüllt hatte. Oder ich konnte daran glauben, dass sie leben würde, leben musste, weil der Zufall uns beide an diesem Tag an den See verschlagen hatte, weil es einen Sinn haben musste, dass ich sie, wann immer sie in meiner Nähe war, nicht aus den Augen gelassen hatte, und weil ich wollte, dass unsere Geschichte noch nicht zu Ende war."
Iris Wolff, geboren 1977 in Hermannstadt/Siebenbürgen. Studium der Germanistik, Religionswissenschaft und Grafik & Malerei in Marburg an der Lahn. Langjährige Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, 2013 Stipendiatin für Literatur der Kunststiftung Baden-Württemberg. Neben dem Schreiben ist sie am Kulturamt der Stadt Freiburg im Breisgau tätig. Ihr erster Roman Halber Stein erhielt den Ernst-Habermann-Preis 2014.
Im Otto Müller Verlag erschienen: Halber Stein (2012)
Iris Wolff
Leuchtende Schatten
Roman
ca. 260 Seiten, geb.
€ 21 / 94 Lei
ISBN 978-3-7013-1228-3