4. Band der Geschichte Siebenbürgens von Wilhelm Andreas Baumgärtner
1. Januar 2010
„Ein historischer Glücksfall"
„Was auf der einen, weltlichen Seite, ein Unglück war - der Staatskollaps Ungarns -, entpuppte sich auf der anderen, der kirchlichen, für die Reformwilligen als ein historischer Glücksfall. Unhistorische Fragen drängen sich auf. Wenn der ungarische Ständestaat nicht unter dem türkischen Ansturm zusammengebrochen wäre, hätten die Siebenbürger Sachsen Luthers Ideen trotzdem so schnell umsetzen können?" fragt der Historiker Wilhelm Andreas Baumgärtner im Vorwort zu seinem Buch „In den Fängen der Großmächte".
Das Buch trägt den Untertitel „Siebenbürgen zwischen Bürgerkrieg und Reformation" und erschien kurz vor Jahreswechsel als Band 4 der Geschichte Siebenbürgens im Schiller Verlag. Der erste Band - „Der vergessene Weg" - war der Einwanderung der Sachsen in Siebenbürgen gewidmet, der zweite - „Eine Welt im Aufbruch" - den Siebenbürger Sachsen im Spätmittelalter und der dritte - „Im Zeichen des Halbmonds" - beschäftigte sich mit Siebenbürgen zur Zeit der Türkenkriege.
Der vorliegende Band ist wie auch seine Vorgänger kurzweilig geschrieben. Anschaulich geht der 1952 in Hermannstadt geborene Historiker und Publizist Wilhelm Andreas Baumgärtner u. a. der Frage „Wie entstand das Fürstentum Siebenbürgen?" nach und schlußfolgert: „Ungarns Niedergang ermöglichte Transsylvaniens Aufstieg. Das Waffengeklirr der osmanischen Heere konnte niemand überhören. Sie überrannten den Balkan, sie überrannten Ungarn, sie wollten den 'goldenen Apfel' Wien pflücken. Dieser große Konflikt zwischen Abend- und Morgenland mit den zahlreichen Kriegen, die man im Westen die Türkenkriege nennt, erreichte 1526 mit der Vernichtung Ungarns und 1529 mit der Belagerung Wiens seine ersten Höhepunkte. Zeitumstände und nicht planvolle Absicht führten dazu, dass aus Siebenbürgen, dieser Provinz des ungarischen Reiches, ein (beinahe) selbstständiger Staat wurde."
Anders als in Deutschland, wo die Reformation im Frieden begann und in den Dreißigjährigen Krieg „mündete" begann sie in Siebenbürgen im Krieg und verlief friedlich, stellt Baumgärtner fest.
Der Band verfügt im Anhang über ein Verzeichnis der Regierenden, ein Literatur-, ein Personen- und ein Ortsverzeichnis und enthält auch graphisch einwandfrei gestaltete historische und aktuelle Farbaufnahmen von den Orten des Geschehens.
Beatrice UNGAR, Hermannstädter Zeitung, Januar 2011