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Schnupperlehrgang Minderheitengeschichte

1. Juli 2010

Gerhild Rudolf schreibt in der ADZ vom 1. Juli 2010 über Anne Juneschs Buch "Frei":

Mirl und Johannes, die beiden Hauptgestalten in Anne Juneschs jüngster Erzählung, forschen nach ihrer Identität. Während Mirl mit einem Gipsfuß im Bett liegt, studiert sie die Geschichte der deutschen Minderheit(en) in Rumänien. In einem recht idyllischen Neppendorf entdeckt sie zusammen mit ihrem gleichaltrigen Nachbarn immer mehr Zusammenhänge: warum verschiedene Dialekte und verschiedene Sprachen gesprochen werden, welche Berufe in der jeweiligen Gemeinschaft Tradition haben, welche Nachbarin die besten „Sarmale" kocht (die rumänische natürlich) und wie wichtig Freiheit und gemeinschaftlicher Zusammenhalt sind.

Das Büchlein ist nett illustriert, sowohl Fotos (Georg Junesch) als auch Zeichnungen (Ilse Styhler) passen ausgezeichnet zur Geschichte. Als Vorlage für den Umschlag diente ein von der Autorin selbst entworfener gestickter Wandbehang.

Die Begründung des Titels – Frei – müssen Leserin und Leser selbst finden. Ich meine, es hat mit dem Andreanum, dem „Goldenen Freibrief" der Siebenbürger Sachsen zu tun, mit der Religionsfreiheit und dem Wunsch nach freier Religionsausübung sowie mit der Meinungs- und Reisefreiheit nach dem Fall der kommunistischen Diktatur.

Die vielen Hintergrundinformationen zu Geschichte und Brauchtum sind in der Erzählung geschickt untergebracht, auch wenn manchmal doch ein wenig der Eindruck entsteht, als sei die Handlung nur eine Rahmengeschichte, um die historischen Fakten mitzuteilen. Das kann man sehen, wie man will. Die Kinder Mirl, Johannes und Sabine, die tüchtigen Eltern und Nachbarn und auch die Haustiere Meine, Jakob und Vicky sind liebevoll gezeichnet. Das Ideal der Eintracht ist ein roter Faden durch die Erzählung, der es an Pragmatismus nicht fehlt: „Es hilft nichts, wenn wir jammern, wer das beklagenswerteste oder ein größeres Opfer der geschichtlichen Gegebenheiten war", sagt Blumenbinderin Liebhart in der Erzählung. Zum guten Zusammenleben müssen alle beitragen. Das will auch das Büchlein.

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