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„Fünf Liter Zuika": Paul Schuster, Förderer von Herta Müller, hinterließ einen gewaltigen Roman

18. Oktober 2009

Post aus Siebenbürgen

Von Olga Martynova

"Er muss ein komplizierter, ja ein unmöglicher Mensch gewesen sein."

Paul Schuster hatte sich früher oder später mit allen seinen „Zöglingen" zerstritten, zu vielen Freunden den Kontakt abgebrochen. In seinem Nachruf auf den 1930 in Siebenbürgen geborenen und 2004 in Berlin gestorbenen rumänisch-deutschen Autor hat David Ensikat das taktvoll beschrieben (Tagesspiegel, 25.5.2004). Aber vielleicht machte eben diese menschliche Labilität aus dem durchschnittlichen sozrealistischen Autor, der Schuster noch in den sechziger Jahren war schließlich einen bedeutenden Erzähler.

„Fünf Liter Zuika", das Spätwerk des talentierten, mit vielen verrückten Ideen ausgestatteten Autors, der als Redakteur der deutschsprachigen Zeitschrift „Neue Literatur" in Bukarest die neue rumäniendeutsche Literatur aus der Taufe hob und dabei auch Herta Müller und Richard Wagner förderte, lässt sich nun endlich zwischen zwei Buchdeckeln lesen. 863 gelbliche Seiten, erschienen in Sibiu (Hermannstadt), der siebenbürgischen Heimat des Autors, im dortigen Schiller Verlag. Der Roman ist unvollendet, ob weitere Teile existierten als die, die von 2002 an im Aachener Rimbaud Verlag erschienen, war unklar – die gebündelte Veröffentlichung will es auch jetzt nicht verraten. Sie kommt aus ohne Quellennachweis, ohne Anmerkungen, sogar ohne die Lebensdaten des Autors. Als einziger Begleittext die Tagesspiegel-Besprechung der hier schreibenden Rezensentin aus dem Jahr 2003 – mitsamt dem Hinweis, dass Schuster in Berlin lebt.

Die Lektüre ist dennoch zu empfehlen. „Fünf Liter Zuika" ist ein beeindruckendes Epos, das mit dem Ende des Ersten Weltkriegs einsetzt und bis tief in den Zweiten Weltkrieg reicht. So naiv wie verschmitzt, in einem stets leicht stilisierten Ton, erzählt Schuster vom Alltag der seit 800 Jahren in Siebenbürgen ansässigen deutschen Bauern. In den letzten Kapiteln wird das Ganze endgültig verspielt und unnatürlich. Wie Schuster sich daraus befreien wollte – wir werden es nicht mehr erfahren.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 18.10.2009)

Paul Schuster:
Fünf Liter Zuika.
Roman in sieben Teilen. Schiller Verlag, Hermannstadt 2009. 863 Seiten,

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