Lesung Peter Rosenthal am 15. Mai 2018, 17 Uhr, Büchercafe ERASMUS
15. Mai 2018
Peter Rosenthal liest aus seinem Briefroman "Entlang der Venloer Straße" und dem Buch "In die Zeit fallen".
Zu "Entlang der Venloer Straße":
Dem autobiografischen Roman um einen aus Ceausescus Rumänien ins westdeutsche Köln geflüchteten Juden gelingt es, verschiedene Orte, Zeiten und Kulturen in eine "ebenso fruchtbare wie konfliktreiche Konstellation" zu bringen. Dabei vermeidet der Autor jegliche politische "Schwarzweißmalerei", sondern behandelt die jeweiligen Orte - Rumänien, Nachkriegsdeutschland und Israel - in gleicher Weise kritisch und sensibel. Eine kunstvolle erzählerische Strategie trägt zudem zur großen Offenheit der vielfältigen existentiellen und kulturellen Verflechtungen bei. Auch verfällt Rosenthal nicht darin, den von ihm aufgespannten multikulturellen Raum zu einer Utopie zu verklären, sondern stellt ihn "unter den härteren Bedingungen des realen Lebens dar".
(Neue Zürcher Zeitung, 18.08.2001)
Zu "In die Zeit fallen":
"Heute erscheint mir jene Zeit in Rumänien wie ein Hohlraum in der eigenen Identität, aber auch in der Geschichte des Landes."
Es gibt kein Zurück. Durch den Entschluss, Ceausescus Rumänien zu verlassen, wird die Familie des Erzählers in eine andere Umlaufbahn katapultiert, in Richtung einer anderen Welt mit einer neuen Zeitrechnung. Doch als seine Eltern zunächst alleine ausreisen, sitzt der Dreizehnjährige in einer Zeitfalle fest, deren Einheit sein Vater mit Wenigeralszweijahre beziffert. Die Dauer bis zum Wiedersehen in Deutschland empfindet der Junge besonders an den Sonntagen als nicht enden wollende Ewigkeit, die er sich erst mit seiner Großmutter, dann mit Streifzügen durch Stadt und später mit Freunden zu vertreiben versucht, bis das Visum ihn in seine neue Heimat fern der alten entlässt.
Jahrzehnte später, der Erzähler ist längst selbst Vater, lässt er sich in jene Zeit zurückfallen und begibt sich auf Spurensuche, um den Hohlraum der eigenen Identität zu füllen.
Über den Autor:
Geboren 1960 in Arad Rumänien
1972 Flucht der Eltern nach Köln
1974 Ausreise von Rumänien nach Köln
Seit 1985 Internist in Köln
Veröffentlichungen als Buchautor
2001 - "Entlang der Venloer Strasse" - Igel Verlag. Gefördert vom Hamburger Institut für
Sozialforschung von Jan Philipp Reemtsma
2003 als Taschenbuch bei Kiepenheuer&Witsch
2013 - "In die Zeit fallen" - Schardt Verlag
2017 - "De-a lungul sträzii Venlo" rumänische Übersetzung - Hasefer Verlag - Bukarest
- "33 Gedichte" - Tauland Verlag
Essays, Gedicht- und Textbeiträge
2002 - "Das Wort" - Zeitschrift Kafka - Goethe Institut
2010 - "Miracol" - Freio Verlag - Köln
2014 - "Sans depart" - ebenda
2017 - "Intensiv" in der Ovidanthologie: "Alles wandelt sich" - Hrsg. Goeser/Allioth
Übersetzungen
2002 aus dem Rumänischen des Theaterstücks "Take, Janke und Kadir" von Victor Ion Popa gemeinsam mit Geraldine Dreyer
2016 aus dem Spanischen "Poemas" - Orfila Bardesio Verlag ytres
Herausgeber
2017 - "Venedig ist auch nicht viel größer als Ehrenfeld" - Verlag der Buchhandlung Walther Koenig