Banater Orgeln von Franz Metz
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Kategorie: Audio-CD
Seiten / Format: 2 CDs; 2 CDs
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Edition Musik Südost
Sprache: Deutsch
ISBN: 373047
BANATER ORGELN (2 CDs)
FRANZ METZ spielt an den Orgeln von Jahrmarkt, Orzydorf, Alexanderhausen, Perjamosch, Großsanktnikolaus, Altbeschenowa, Großsanktpeter, Orawitza, Reschitza, Arad / Sanagoge, Temeswar / Notre Dame, Gertjanosch, Lenauheim, Lowrin, Billed, Guttenbrunn, Fibisch, Lippa, Neudorf, Traunau
DIE AUFNAHMEN
Diese Aufnahmen entstanden größtenteils kurze Zeit nach der Wende von 1989. Es war eine äußerst unruhige Zeit, als die alte traute Welt zusammenzubrechen schien: zweieinhalb Jahrhunderte nach ihrer Ansiedlung verließen die meisten Banater Schwaben ihre Heimat, viel zu tief waren die Wunden der Nachkriegszeit im damals kommunistischen Rumänien. Dorfgemeinschaften haben sich aufgelöst und die dazu gehörenden Kirchengemeinden der Banater Heide und des Banater Berglands sahen einer trostlosen Zukunft entgegen: Kirchen blieben geschlossen, Orgeln verwahrlost, in vielen Kirchen wurde eingebrochen, Musikalien wurden aus Unkenntnis vernichtet, Tauben und Eulen nisteten sich in Orgeln ein. Wer die Situation in diesen kleinen schwäbischen Dorfkirchen des Banats unmittelbar davor kannte, musste leidend mitansehen, wie eine einst blühende Kultur plötzlich verschwand.
Einige der damals (1990-1994) aufgenommenen Orgeln sind heute stumm und müssten generalüberholt werden. Die Aufnahmen fanden unter äußerst schwierigen Bedingungen statt: der Organist musste davor selbst einige kleinere Reparaturen vornehmen um überhaupt an dem Instrument spielen zu können. Trotzdem klemmten so manche Trakturen und Registerzüge, andere Töne waren verstimmt oder stumm, das elektrische Gebläse versagte in vielen Fällen, in der Kirche flogen Tauben und Spatzen durch den Raum (Alexanderhausen), draußen vor der Kirchentür schrien Gänse (Jahrmarkt). Dazu gesellten sich noch die hohen sommerlichen Temperaturen (bis 38° C!), unter denen Orgel und Organist zu leiden hatten. Doch all diese Mühe hat sich letztendlich gelohnt: die himmlischen Klänge dieser Orgeln, die Leid und Freud vieler Generationen begleiteten, können nun durch diese Aufnahmen zum Leben erweckt werden.
Besonderen Dank dem Orgelbaumeister Wolfgang Braun (Bickelsberg, Baden-Württemberg), der durch die Bereitstellung der DAT-Aufnahmegeräte eine große Hilfe geleistet hat, wie auch Prof. Dan Magiaru aus Temeswar, der bei all diesen Aufnahmen hilfreich zur Seite stand.
DAS REPERTOIR
Die Banater Orgellandschaft wurde größtenteils von böhmischen und österreichischen Orgelbauern geprägt. Es sind meist kleinere Instrumente, erbaut um den Gesang der Gemeinde während des Gottesdienstes zu begleiten. Die Kantorlehrer und Organisten die diese Orgeln spielten, hatten in vielen Fällen eine gediegene Ausbildung und Schulung in Temeswar, Arad, Szegedin, Budapest oder Wien erhalten und legten sich meist eigene Sammlungen von Vor- und Nachspielen an, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Man war gleichzeitig gut informiert, was an Orgelliteratur im süddeutsch-österreichischen Raum erschienen ist: vom Orgelbuch des Maria-Theresianischen Gesangbuches bis hin zu den Versetten, Kadenzen, Praeambeln, Pastorellen, kleinen Fugen und Praeludien die in Wiener Sammlungen erschienen sind, all diese Werke konnten in so manchen privaten Musikbibliotheken Banater Kantorlehrer gefunden werden. Aus diesem Grunde wurden für diesen Tonträger meist Werke solcher Komponisten eingespielt: Johann Baptist Peyer (um 1678-1733), Friedrich Schmoll (+1792), Franz Xaver Anton Murschhauser (1663-1738), Robert Führer (1807-1861), P. Joseph Lederer (1733-1796), Theodor Grünberger (1756-1820), Johann Anton Kobrich (1714-1791), Gregor Schreyer (1719-1767), Georg Muffat (1653-1704), Johann Michael Haydn (1737-1806), Johann Georg Albrechtsberger (1736-1809), Johann Wohlmuth (1643-1724), František Xaver Brixi (1732-1771), Christian Heinrich Rinck (1770-1846), u.a.. Improvisationen auf Banater Kirchenlieder, die in all diesen Kirchen erklungen sind, runden das Repertoire ab und stellen die Vielfalt der Klangfarben des jeweiligen Instrumentes in den Vordergrund. Die kleinen Präludien des Lovriner Orgelbüchleins (um 1795) und Arader Orgelheftes (um 1800), wie auch ein Werk des Banater Komponisten Wilhelm Ferch (1881-1922) sollen wenigstens andeutend das einheimische Orgelschaffen unterstreichen.
DER ORGANIST
Franz Metz (geb. 1955) ist in der Banater Musikstadt Lugosch/Lugoj aufgewachsen und erhielt hier seinen ersten Musikunterricht bei seinem Vater, dem Kirchenmusiker Martin Metz, bei Dr. Josef Willer und Prof. Klara Peia. 1978 absolvierte er bei Prof. Lidia Sumnevici die Orgelklasse der Bukarester Musikhochschule. In dieser Zeit hatte er Gelegenheit, wichtige Anleitungen der beiden damals bekanntesten Organisten Rumäniens zu erhalten, Prof. Franz Xaver Dressler (Hermannstadt) und Msgr. Josef Gerstenengst (Bukarest). Bis 1985 wirkte Franz Metz als Organist, Chorleiter und Pädagoge in Temeswar, gab zahlreiche Orgelkonzerte an den bedeutendsten Orgeln des Landes und versuchte im Rahmen der damaligen Möglichkeiten – bedingt durch die kommunistischen Strukturen dieses Landes – die Kunst des Orgelspiels an die jüngere Generation weiterzugeben. Nach seiner Ausreise aus Rumänien wirkte Franz Metz ab 1985 als Stiftskantor in Hechingen und seit 2000 als Kirchenmusiker, Organist (St. Pius) und Musikwissenschaftler in München. Er widmet sich besonders der Bekanntmachung Banater (donauschwäbischer) Orgel- und Kirchenmusik wie auch der Werke bedeutender Komponisten dieses Kulturraums. Als Musikwissenschaftler hat er die ersten Arbeiten zur Banater Orgelbaugeschichte veröffentlicht und sämtliche Orgeln dieses südosteuropäischen Kulturraums dokumentiert. Zu seinen Publikationen gehören auch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zur Musikgeschichte Südosteuropas und zur Musikkultur der deutschen Minderheiten dieser Länder, die in mehreren Sprachen erschienen sind.
DIE ORGELN
CD 1
1 Jahrmarkt / Giarmata / Temesgyarmat (Wälter, I/10, 1821)
Die katholische Kirchengemeinde von Jahrmarkt wurde mit der Ankunft der ersten deutschen Siedler 1730 errichtet. Die erste Holzkirche, erbaut 1732, brannte am 24. Juli 1764 ab, die heutige Kirche wurde 1772-1773 erbaut. Noch im selben Jahr wurden Sammlungen für die Orgel eingeleitet und selbst außerhalb des Ortes spendete man dafür. Das Geld von Kirchenstiftungen und aus anderen Quellen reichte aber nur für eine Kleinorgel mit 6 Registern. Der Erbauer war vermutlich ein Wiener Orgelbauer. Doch schon nach etwa 50 Jahren begann dieses Instrument seinen Dienst zu versagen und die Gemeinde ließ im Jahre 1821 eine neue Orgel mit 10 Register um die beträchtliche Summe von 2.500 Gulden vom Temeswarer Orgelbauer Wälter errichten. Als im Jahre 1982 diese Orgel renoviert wurde, konnten auch die originalen Registerbezeichnungen festgestellt werden. (Orgelaufnahmen: 15.10.1990)
2 Orzydorf / Ortisoara / Orczyfalva (Johann Jakob Wälter, I/10, 1806)
Die Orgel der katholischen Gemeinde Orzydorf wurde 1806 von Johann Jakob Wälter aus Temeswar noch für die alte Kirche erbaut. Bischof Lonovich verzeichnet in den Visitationsakten von 1835-39 diese Orgel mit 10 Registern. Inschriften in der Orgel: „Erbaut im Jahre 1806 von Johann Jakob Wälter in Temeswar + 6. März 1836; Umgearbeitet von Jos. Hromadka 1856; Ausgeputzt und gestimmt von Georg Josephy 1866; Repariert und Bälge beledert im März 1892 von August Hromadka; Ausgeputzt und gestimmt am 19. Juni 1906 August Hromadka; Renoviert und requirierte Principalpfeifen neu ersetzt, gestimmt am 7. April 1930 von Wegenstein´s Söhne. Arbeit leisteten: Josef Taub, Kecskés Franz, Karl Budai und Keményi Béla; Gereinigt und gestimmt am 20. Oktober 1938. F. Kecskés, Kalcso Béla als Gehilfe; Feuerschaden behoben, gereinigt und gestimmt im Juni 1942. Vogelbach Martin als Angestellter der Firma Kecskés aus Temeschburg (H.H.); Gestimmt, geputzt und neu aufgestellt 1958, 21. Oktober von Kaufmann Mihály und Sohn Kaufmann Béla aus Temeswar und Kalcso Béla; Elektrisches Gebläse, geputzt und gestimmt von Prof. Walter Kindl und Eugen Boroewitsch aus Groß Komlosch, August 1970." Seitlich in einem separaten Raum der Empore befinden sich zwei größere Keilbälge für die Windversorgung. (Orgelaufnahmen: 15.10.1990)
3 Alexanderhausen / Sandra / Sándorháza (Paul Gály, II/14, 1840)
Die katholische Pfarrkirche von Alexanderhausen beherbergt eine der interessantesten Orgeln des Banats, erbaut vom Temeswarer Orgelbauer Paul Gály im Jahre 1840. Die Pfarrchronik berichtet darüber: "Gesang der Gläubigen seit Herbst 1840 begleitet von majestatica vox Organi zu 3600 fl. von Paulum Gály Temesvariensem Organopegum fabricatur. Gemeinde bezahlte 900 fl., die Herrschaft zahlte 2700 fl." Es handelt sich dabei um eine Orgel mit mechanischer Spiel- und Registermechanik. Das Besondere bei diesem Orgelwerk ist, dass die Klaviaturen sich im vorderen Gehäuse befinden, eine Art Vorderpositiv, ohne Prospektpfeifen. Die Orgel wurde im 19. Jahrhundert erweitert, ursprünglich hatte sie nur ein Manual und Pedal. Im Jahre 1916 hat Ferdinand Gonda aus Temeswar dieses Instrument repariert. (Orgelaufnahmen: 16.10.1990)
4 Perjamosch Altdorf / Periam / Perjámos (Wegenstein, I/12, um 1900)
Die heutige Kirche wurde 1772 erbaut. Im Jahre 1835 wird in den Visitationsakten von Bischof Joseph Lonovich eine Orgel mit 16 Registern (!) in der katholischen Kirche von Perjamosch erwähnt. Die heutige Orgel wurde um 1900 von Carl Leopold Wegenstein aus Temeswar als Opus 20 erbaut. Die Traktur dieser Orgel besteht aus pneumatischen Membranladen. (Orgelaufnahmen: 16.10.1990)
5 Perjamosch Haulik / Periam / Perjámos (Carl Hesse, I/11, 1856)
Die in den Jahren 1847-1856 erbaute katholische Kirche des Ortsteils Perjamosch Haulik ist wegen ihrer Kuppel und der daraus abgeleiteten Akustik eine der interessantesten Kirchen des Landes. 1856 erbaute Carl Hesse, Orgelbauer in Wien, eine Orgel mit 1 Manual und Pedal für diese Kirche. Auf der Rückwand der Orgel steht geschrieben „CH 22". Die Traktur ist mechanisch. Das Instrument hat noch kein elektrisches Gebläse und die beiden Kastenbälge müssen von einem Calcanten bedient werden. Die Windladen und Pfeifenstöcke bestehen aus Eiche, die Wellen aus Eisen. (Orgelaufnahmen: 16.10.1990)
6 Großsanktnikolaus / Sânnicolaul Mare / Nagyszentmiklós (Franz Anton Wälter / Wegenstein, II/13, 1802/um 1950)
Die Orgel der katholischen Kirche der Gemeinde Großsanktnikolaus wurde im Jahre 1802 vom Temeswarer Orgelbauer Franz Anton Wälter erbaut und 1824 in die neue Kirche übertragen worden. In den Visitationsdokumenten des Bischofs Joseph Lonovich wird im Jahre 1835 berichtet, dass diese Orgel 24 Register hatte. Somit handelte es sich um eine der größten Orgeln der damaligen Tschanader Diözese. In einer Seitenkammer der Empore befinden sich heute noch die alten Teile dieser mechanischen Orgel (Traktur, Holzpfeifen, Windladen, usw.). Diese Orgel ist vermutlich eine Spende des damaligen Gutsbesitzers von Großsanktnikolaus, Graf Nakó, da die Stirnkartusche des Prospekts eine Krone schmückt. Um 1950 wurde diese Orgel von der Firma Wegenstein aus Temeswar umgebaut, nur das alte Gehäuse aus dem Jahre 1802 blieb erhalten. Man verwendete dazu die Teile der Orgel der ehemaligen Seminarkirche aus Temeswar, die im Zuge der Verstaatlichungen und kirchenfeindlichen Verordnungen nach 1945 ausgelagert werden musste. (Orgelaufnahmen: 16.10.1990)
7 Altbeschenowa / Dudestii Vechi / Óbesenyö (Franz Anton Wälter, II/19, 1822)
Die Orgel der katholischen Kirche der bulgarischen Gemeinde Altbeschenowa lieferte 1822 Franz Anton Wälter aus Temeswar. Oberhalb des 2. Manuals kann man folgende Inschrift lesen: „Renoviert im Jahre 1854 von Stefan Kovacs Orgel, Clavier und Physharmonika Verfertiger in Szegedin". Kovacs baute in das Instrument (Positiv) ein neues Register ein: Physharmonika 8´. Auf dem Pedalpodest wurde vermerkt: „Restauriert im Jahre 1896 von Orgelbauer A. Weißer Großbecskerek". (Orgelaufnahmen: 16.10.1990)
8 Großsanktpeter (Ratzsanktpeter) / Sânpetrul Mare / Nagyszentpéter (Anton Dangl Sohn, I/8, 1888)
Im Jahre 1888 baute Anton Dangl Sohn aus Arad eine neue Orgel für die katholische Pfarrkirche um 1.200 fl, davon bezahlte 800 fl die Gemeinde und 400 fl der Gutsherr (Graf). Im Windkasten befindet sich eine Vignette mit dem Firmennamen und dem Baujahr: „Dangl Antal Fia, cs. és kir. udv. müorgona készitö Aradon", „Alapitot 1836" (gegründet 1836). (Orgelaufnahmen: 17.10.1990)
9 Orawitz / Oravita / Oraviczabánya (Wälter/Otto Rieger, II/17, 1910)
Im Jahre 1718 wurde die erste römisch-katholische Kirche in Orawitza erbaut. Während der Türkenzeit wirkten hier – wie in vielen anderen Orten des Banats – Franziskaner. 1737 wurde eine Orgel „von Herrn Schwarz" bestellt: „Anher eine Orgel für Oravitz schon bestellet ist, und der damalige Schulmeister dieselbe nicht pflegen kann, wird ein Organist dazu von nöten sein welcher zugleich Schul zu halten, rechnen, schreiben und Music zu lehren capabel wäre...". Die heutige Orgel der katholischen Kirche in Orawitza ist ein Werk des Orgelbauers Otto Rieger aus Budapest (op. 1639), errichtet 1910 für 9.000 Kr. Das Instrument hat eine pneumatische Traktur, 2 Manuale, Pedal und einen Kastenbalg. Das Positiv der ehemaligen Orgel wurde als leeres Gehäuse in der Brüstung beibehalten. Dem Prospekt des Positivs nach, stammte die ehemalige Orgel von Wälter aus Temeswar. (Orgelaufnahmen: 27.07.1991)
10 Reschitz / Resita / Resiczabánya
Katholische Kirche Maria Schnee (Wegenstein, II/19, um 1930)
Die katholische Pfarrkirche der Stadt Reschitza wurde am 5. August 1772 geweiht. Im Jahre 1835 befand sich in dieser Kirche eine kleine Orgel mit 6 Registern. Die heutige Orgel wurde von der Firma L. Wegenstein´s Söhne, Temeswar, in der Zwischenkriegszeit erbaut und hat eine pneumatische Spiel- und Registertraktur, 2 Manuale und Pedal. (Orgelaufnahmen: 29.07.1991)
11 Arad / Synagoge (Anton Dangl und Sohn, II/17, 1864)
Die erste Synagoge in Arad wurde im Jahre 1784 errichtet. Schon 1834 entstand die jetzige, größere, Synagoge, die über 1.000 Sitzplätze verfügt. Die große Orgel dieses Tempels wurde von Anton Dangl & Sohn aus Arad im Jahre 1864 erbaut. Die Arbeiten an diesem Instrument sind vom Erbauer beispielhaft ausgeführt worden, noch heute ist die Traktur in einem guten Zustand. Die Schnitzarbeiten am Gehäuse und am Spieltisch sind kunstvoll und bis ins Detail gut ausgearbeitet. Es ist dies das einzige Instrument Anton Dangls, das in Arad erhalten geblieben ist. Die Orgel hat eine mechanische Spiel- und Registertraktur. (Orgelaufnahmen: 14.05.1994)
12 Temeswar / Timisoara / Temesvár
Notre Dame / Klosterkirche (Wegenstein, I/12, 1895)
Die Orgel der Klosterkirche Notre Dame in Temeswar (Josefstadt) wurde von Carl Leopold Wegenstein im Jahre 1895 als Opus 15 erbaut: Wegenstein Lipot / Temesvárott. Inschriften in der Orgel: „Salizional ... 28. Okt. 1909", „G. Huber 1919", „Johann Garai 29. Sept. 1898", „Georg(?) Molzer 20. Okt. 1909", „Georg Molzer aus Wien 20. Okt. 1905 nachgestimmt", „Erbaut 1895, rep. 1932, Wegenstein". Richard Wegenstein hat in der Disposition dieses kleinen pneumatischen Instruments (Miniaturorgel) im Jahre 1932 einige Veränderungen vorgenommen. Diese Orgel wurde von Orgelbaumeister Wolfgang Braun aus Bickelsberg (Baden Württemberg) und Markus Roth im Jahre 1994 generalüberholt. (Orgelaufnahmen: 9.05.1994)
CD 2
1 Gertjanosch / Carpinis / Gyertjámos (Franz Anton Wälter, II/16, 1815)
Die Orgel der katholischen Pfarrgemeinde Gertjanosch wurde vom Temeswarer Orgelbauer Franz Anton Wälter 1815 erbaut und kostete 9.000 Gulden. Ein Organist hatte zu jener Zeit ein Jahresgehalt von 126, ein Orgelzieher (Orgeltreter, Calcant) von 24 Gulden. Diese Orgel wurde in den Jahren 1828, 1889, 1910 und 1915 renoviert. Die Gertjanoscher Orgel ist ein mechanisches Instrument mit zwei Manuale (Chronik: „Griffbretter"), Pedal und 12 Register. Am 22. März 1918 wurden aus ihr 80 Zinnpfeifen für Kriegszwecke requiriert, 1921 ersetzt. Die Klaviaturen sind an das Vorderpositiv angebracht, das dem großen Gehäuse, in dem das Pedal und das Hauptwerk untergebracht sind, wie ein verkleinertes Spiegelbild ähnlich ist. Obzwar in einem schlechten Zustand, zählt das Instrument zu den wertvollsten des Banats. Die Gertjanoscher Orgel ist typisch für den Banater Orgelbau: sie besitzt nur ein kurzes Pedal, ihr Klang ist warm und doch strahlend und ihr Gehäuse fügt sich harmonisch in das Gesamtbild des Kirchenbaus. Trotz der etwas schwerfälligen mechanischen Traktur, konnten die alten Kantoren kunstvolle Vor- und Nachspiele darauf spielen oder zwischen den einzelnen Versen des Kirchenliedes kadenzieren. Einige der originalen Registernamen von Orgelbauer Wälter waren: Portunal, Waldflöte, Copula major, Copula minor. Die meisten Änderungen stammen von der Renovierung durch den Orgelbauer Hromadka aus Temeswar im Jahre 1889. (Orgelaufnahmen: 30.07.1990)
2 Lenauheim / Csatád (Wälter?, II/16, um 1800)
Die Orgel der katholischen Pfarrkirche in Lenauheim war ursprünglich ein hinterspieliges Instrument und bestand aus einem Manual und Pedal. Wälter aus Temeswar erweiterte dieses Instrument und baute das II. Manual und den neuen Spieltisch. Trotzdem bilden Hauptwerk und Positiv eine künstlerische Einheit und fügen sich homogen in die Architektur des Kirchenraumes (erbaut 1778) ein. Den Aussagen des ehemaligen Temeswarer Domkapellmeisters Desiderius Járosys nach, der ein Kind der Gemeinde war, sollen Altäre und Orgel aus einer österreichischen Klosterkirche stammen. Auf dem Hauptaltar kann man die Jahreszahl „1783" lesen. Die Orgel hat eine mechanische Spiel- und Registertraktur, die Manuale haben eine kurze Oktave. Die Orgel war ursprünglich grün angestrichen, mit vergoldeten Ornamenten. (Orgelaufnahmen: 30.07.1990)
3 Lovrin (Franz Anton Wälter, II/16, 1805)
In der katholischen Kirche der Gemeinde Lovrin steht eine der schönsten Orgeln aus der Werkstatt Franz Anton Wälters aus Temeswar. Die Kirchenbüchern belegen den Bau dieser neuen Orgel mit „3 Kasten und 16 Register" im Jahre 1805. Die beiden Zungenregister Oboe und Fagott wurden am 30. Juni 1811 eingebaut, fehlen aber heute in der Disposition. Im Jahre 1836 wurde das Instrument von Jonathan Justus, Orgelbauer in Temeswar, repariert. Am 16. Juli 1892 kam der Orgelbauer Leopold Wegenstein aus Temeswar nach Lovrin, um die Orgel für 500 fl. zu reparieren und stimmen. Ähnlich wie bei der Wälter-Orgel in Bogarosch, stehen die Gehäuse für das Hauptwerk und Pedal zu beiden Seiten der Orgelempore, der Spieltisch steht in der Mitte, unmittelbar an das Vorderpositiv (in der Brüstung) angebaut. (Orgelaufnahmen: 30.07.1990 und 17.04.1994)
4 Billed / Biled / Billéd (Wien?, II/24, um 1833)
Die katholische Pfarrkirche in Billed wurde 1775-1777 erbaut und 1833 erweitert. Die Orgel dieser Kirche gehört zu den wertvollsten historischen Instrumenten des Banats. Es handelt sich dabei um ein relativ großes Instrument mit 24 Registern, mechanischer Spiel- und Registertraktur. Diese Orgel wurde nach dem Umbau der Kirche im Jahre 1833 errichtet. Angeblich soll sie aus einem Wiener Kloster nach Billed gebracht worden sein. Der Spieltisch stammt jedenfalls aus der Werkstatt des Temeswarer Orgelbauers Joseph Hromadka. Diese Orgel weist mehrere Ähnlichkeiten mit den Instrumenten in Gottlob und Guttenbrunn auf. So finden wir in diesen Orgel das Register „Silvestrina" in zwei verschiedenen Varianten. Im Jahre 1887 erfuhr diese Orgel eine Renovierung, die u.a. von Leopold Wegenstein durchgeführt wurde. Dies erfahren wir aus einigen Inschriften im Inneren des Orgelgehäuses: "Christ Raimund und I. Wond", "Leopold Wegenstein, Orgelbauer Temesvár 1887" und im Windkastenspund hat sich ein weiterer Orgelbauer verewigt: "R. Bittz Orgelbaur 1887". (Orgelaufnahmen: 30.07.1990)
5 Guttenbrunn / Zabrani / Temeshidegkút (Joseph Hromadka, II/22, 1884)
Nachdem 1729 die Pfarrei gegründet wurde, erbaute man 1737 die erste Kirche, die aber 1866 den Flammen zum Opfer fiel. Hier stand eine Orgel mit 20 Registern. 1870-1872 entstand die heutige Kirche. Die Orgel für die neue Guttenbrunner Kirche erbaute Joseph Hromadta im Jahre 1884. Zu seinen Mitarbeitern zählten damals sein Sohn August, Carl Leopold Wegenstein und Valentin Regenholz. Dies erfahren wir aus einer Inschrift im Inneren der Guttenbrunner Orgel. Der Preis des Instruments belief sich auf 4.135 Gulden. Als Organist und Lehrer wirkte damals Julius Lackner. Die Orgel hat eine mechanische Spiel- und Registertraktur. Mit ihren 22 Registern gehört diese Orgel zu den größeren Instrumenten des Banats. (Orgelaufnahmen: 31.07.1990)
6 Fibisch / Fibis / Témesfüves (Franz Anton Wälter, I/6, 1793)
Die katholische Kirche der Gemeinde Fibisch beherbergt die älteste bekannte Orgel von Franz Anton Wälter, erbaut 1793. Auf dem Spund der Windlade wurde außen, vermutlich von Wälter selbst, vermerkt: „Frantz Anton Welter bürgerlicher Kirchenorglbauer zu Temesvár den letzten May 1793". Im Jahre 1832 hat Paul Gály das Instrument repariert, 1900 Bálint Regenhold aus Arad. Auf dem Orgelgehäuse befinden sich 2 Tafeln mit den Namen der Spender: „gewidmet Wilhelm Tráytler geboren 1860", „Die Orgel wurde renoviert durch Spenden der Brüder Nikolaus und Friedrich Bischof, Nov. 1967 aus New-York." Diese Orgel ist ein kleines Instrument (Positiv) mit 6 Registern, die Registerzüge sind rechts und links von der Klaviatur angebracht. Der Ambitus ist C-c3. Die Orgel hat eine kurze Oktave. Im unteren Gehäuse befinden sich 2 Keilbälge, die man mit 2 Ziehriemen betätigen kann. (Orgelaufnahmen: 31.07.1990)
7 Lippa / Lipova / Lippa (Anton Dangl und Sohn, I/10, 1874)
In der ersten katholischen Kirche, erbaut 1749 nach der Befreiung des Banats von der osmanischen Besetzung, stand eine Orgel mit 10 Registern. In der heutigen katholischen Pfarrkirche von Lippa (erbaut 1888-1889) steht eine kleine Orgel, die Anton Dangl und Sohn aus Arad im Jahre 1874 erbaut hat. Dieses Instrument hat eine mechanische Spiel- und Registertraktur. (Orgelaufnahmen: 31.07.1990)
8 Neudorf / Neudorf / Temesújfalu (Anton Dangl und Sohn, I/12, 1867)
Die katholische Kirche in Neudorf wurde 1770-1771 erbaut. Bischof Lonovich erwähnte 1835-39 in den Visitationsprotokollen eine Orgel mit 5 Registern: „Organo antiquo malo 5 mutationum." Im Jahre 1867 fand die Orgelweihe der neuen Orgel, erbaut von Anton Dangl und Sohn aus Arad, statt. Das Instrument hat eine mechanische Spiel- und Registertraktur. Im Jahre 1929 wurde diese Orgel renoviert und 1979 fand eine gründliche Reparatur durch Walter Kindl statt. Das Orgelgehäuse ist im klassizistischen Stil mit barocken Elementen erbaut. Wie bei vielen Dangl-Orgeln der Fall, ist der Spieltisch im Positiv eingebaut. (Orgelaufnahmen: 5.08.1991)
9 Traunau / Alunis / Cseralja (Anton Dangl, I/12, 1839)
Die Orgel der katholischen Kirche in Traunau wurde, von Anton Dangl, Orgel und Instrumentenmacher in Alt-Arad 1839 erbaut. Das Instrument hat eine mechanische Spiel- und Registertraktur. In der Visitatio Canonica des Bischofs Joseph Lonovics vom 24. Mai 1838 wird berichtet, dass in dem im Schulhaus provisorisch eingerichteten Kirchenraum auch eine Orgel mit sieben Registern („organum septem mutationum") vorhanden sei. Am 20. Januar 1918 sind 35 Zinnpfeifen (Prospektpfeifen) der Orgel mit einem Gewicht von 30 kg zu Kriegszwecken requiriert worden. Diese wurden für den Abtransport vorbereitet (zerdrückt), aber letztendlich nicht mehr abgeführt. Im Oktober 1928 führte die Firma Wegenstein & Söhne aus Temeswar eine gründliche Renovierung dieses Instrumentes durch: die 35 Prospektpfeifen wurden ersetzt, ein neuer Blasebalg wurde eingebaut, die Manual- und Pedalklaviatur wurde repariert, die Orgel wurde gestimmt. Auch im Oktober 1943, also mitten im Krieg, wurde die Orgel von der Firma Wegenstein renoviert. Die Kosten deckte man mit Spenden und Erträgen aus den Kirchenfeldern. (Orgelaufnahmen: 6.08.1991)
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