Der erste Hermannstädter war ein Räuber von Johanna Letz
Und andere unglaublich wahre Geschichten
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Kategorie: Bücher
Seiten / Format: 88 S.; gebunden
Erscheinungsjahr: 05.2007
Verlag: Iconopoly
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783000199974
Auflage / Bände: 1. Aufl.
Die Autorin Johanna Letz und die Künstlerin Pomona Zipser sind in Hermannstadt geboren. Ihr Buch „Der erste Hermannstädter war ein Räuber und andere unglaublich wahre Geschichten" erzählt von Siebenbürgen, einem erinnerten Land. Ohne Pathos, ohne volkstümelnde Idylle und Idealisierung. Sie schöpfen aus der Geschichte, Mythen und dem vielsprachigen Volksgut dieses Landes, in dem sich westliche und östliche Traditionen reiben und mischen. Eindringlich dramatisiert durch die leichten Pinselzeichnungen von Pomona Zipser stimmen diese kuriosen Legenden augenzwinkernd ein neues Liebeslied auf das alte Siebenbürgen an. Der Münchner Historiker Dr. Cornelius Zach widmet der Neuerscheinung im Folgenden eine einfühlsame Rezension.
Wir sind es nicht mehr gewohnt, Bücher zu lesen, die durch das Wort und die Bilder auf uns wirken. Schon gar nicht mehr an solche, die zum Nachdenken auf einem anderen Plan, einer Metaebene, anregen. Das vorliegende kleine Werk belehrt uns eines Besseren. Die Autorin erzählt drei Geschichten über Siebenbürgen, über die menschliche und die kulturelle Vielfalt dieser schon viel besungenen Landschaft. Johanna Letzens Erzählungen vereinen etwas vom cantabile-Stil der Erzähler aus Tausend und einer Nacht, aber auch vom Schalk Till Eulenspiegels, mit stets präsenter Ironie ohne Bitterkeit oder intellektuelle Härte – es ist eine Pseudoingenuität eigener Art.
Die drei Geschichten (denen eine kleine Kosmologie, eine mythologia varia folgt) handeln von einem ängstlichen türkischen Soldaten, der zum Vorfahrn einer angesehenen Mediascher Familie wurde, von einem Wegelagerer und einem Bär (Frate Nicolai). Pomona Zipser: „Den kleinen Sohn ließ sie ...Pomona Zipser: „Den kleinen Sohn ließ sie in der Obhut des Bären." Illustration zur Geschichte: „Ein Spielemann, der aus Welschland kam". Weder Rumänen noch Deutsche kommen hier ausdrücklich vor, und doch erscheint das Bild Tschobanistans komplexer denn je. Die zum Teil harten Ereignisse werden in ein mildes Licht getaucht und mit Fröhlichkeit beschattet, erzählt. Die heiter-nostalgische Erzählkunst harmoniert mit den diskreten und eleganten Zeichnungen, die jede Seite begleiten, aber nicht überladen. Der Text ist die Poetisierung einer Vergangenheit ohne Zukunft, ein Trost ohne Jubilieren, aber auch eine Lektion in Demut: der erste Hermannstädter soll ein Wegelagerer gewesen sein, ein Türke ist Vater eines angesehenen Lederermeistergeschlechts.
Der letzte Text heißt „Krethi und Plethi am Zibin". Das ist im gewissen Sinne eine Walpurgisnacht, gesittet durch Elemente klassischer Bildung, mit Sprachanzüglichkeiten, die versteckt sind und zum Schmunzeln bringen, eine Götterdämm(l)erung. Da die Krethi im Alten Testament eindeutig die Kreter waren, könnten die Plethi die Vorfahren der Siebenbürger gewesen sein, die auch lange Mähnen trugen.
Dies ist kein Buch nur für Siebenbürger. Es wirbt für das Fortleben des Märchens, für die Wirkung der Vergangenheit auf uns, auch wenn sie nicht einmal die unsere ist. Und wenn der erste Hermannstädter ein Räuber war, was wird wohl der letzte sein? Ein Dichter, ein Rückwanderer, ein Pfarrer, oder gar ein Bär?
Cornelius R. Zach, siebenbuerger.de
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