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Casa Dealu Frumos

Casa Dealu Frumos von Florin Dumitrache
Exponenta a unui ansamblu identitar etnic sasesc

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Kategorie: Bücher
Seiten / Format: 125 S.; gebundene Ausgabe
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Paideia
Sprache: Rumänisch
ISBN: 9786067482201

Ein Sachsenhof auf Reise: Schönberger Haus ins Dorfmuseum in Bukarest „umgesiedelt"
Was verbirgt sich wohl hinter dieser merkwürdigen Überschrift? Es könnte die Ankündigung von einem neuen Kindertrickfilm in der übersättigten Medienlandschaft sein. Es hört sich auch wie eine gezielte Werbung für ein neues Gesellschaftsspiel an, als passendes Geschenk für die Nachkommen der aus Siebenbürgen ausgewanderten Sachsen. Es könnte aber auch ein Hinweis auf einen weiteren Versuch von neureichen chinesischen Investoren sein, ein ganzes Gebäude aus Europa in das Reich der Mitte zu überführen, um es als Touristenattraktion zu nutzen. Möglicherweise ist es auch nur die Wiedergabe eines unerfüllten Traumes von einem von Heimweh überwältigten Zeitgenossen. Wer hat nicht schon einmal geträumt, aus der Ausgangstür seiner Großstadtwohnung direkt in die alt vertraute Umgebung seines Heimatdorfes einzutreten. Hier, beim Gang durch den Hof und Stall seine zurückgelassenen Tiere wiederzufinden und im Garten sein Gemüse oder Obst zu ernten.

Keine dieser hypothetischen Erklärungen ist zutreffend. Die Aussage stimmt wirklich. Denn der in eine andere Welt „gebeamte" Sachsenhof ist keine Fiktion, sondern Realität. Es handelt sich um ein Anwesen der Familie Recker aus Schönberg, Flachsgasse Nr. 24, aus dem Kreis Hermannstadt. Das erstmals im Katasterregister im Jahre 1896 unter der Nr. 1754 eingetragene Haus wurde mit allen Nebengebäuden abgebaut und vom Mittelpunkt Rumäniens in die Hauptstadt Bukarest umgesiedelt. Dieses Ereignis wird ausführlich und mit großer Liebe zum Detail im Buch „Casa Dealu Frumos ,Exponta' a unui ansamblu identitar etnic sasesc" von Florian Dumitrache, ISBN 978-606-748-220-1, beschrieben.

Der Sachsenhof wurde 2011 von der Familie Liliana und Marcel Nemeti erworben und im darauffolgenden Jahr dem Museum geschenkt. Prof. Nemeti ist Leiter des „Centrul de Studii in Arhitectura Vernaculara Dealu Frumos" der Architekturuniversität Ion Mincu aus Bukarest, die in Schönberg jeden Sommer ein Studiencamp betreibt.

Der Autor beschreibt am Anfang seines Werkes die Odyssee der Siebenbürger Sachsen, von deren Ansiedlung, den Aufbau einer beispiellos erfolgreichen Gesellschaft und die politischen Strukturen einer der ersten Demokratien Europas. Er schildert mit einer selten erlebten Offenheit die durchlebten Martyrien, angefangen mit dem Übergang Siebenbürgens an die Habsburger, die ungarische Willkür mit dem Versuch der Maghiarisierung des Sachsenvolkes. Den Rückgang der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen verbindet er mit den Auswirkungen der beiden Weltkriege, wo es Sympathien und Verbindungen seitens der Sachsen mit den Verlierern und dem Auslöser dieser beiden Katastrophen der Weltgeschichte gegeben hat. Dies hat zum erheblichen gegenseitigen Misstrauen beigetragen und die daraus resultierenden Repressalien seitens der rumänischen Behörden ausgelöst. Ein Höhepunkt dieser ungerechten Vergeltungsmaßnahmen, die das Vertrauen der Sachsen in den rumänischen Staat stark erschüttern sollten, waren die Enteignungen und die Deportation nach Russland. Er erinnert an das Memorandum der Siebenbürger Sachsen vom Februar 1945, in dem sie sich zu Bürgern Rumäniens, mit tiefem Respekt der Anerkennung und Treue gegenüber den Gesetzten des Landes, frei von jeglicher ausländischen politischen Ideologie, und zur vollen Integration in das rumänische Leben bekennen. Es war der verzweifelte Hilferuf und Versuch, die ungefähr 30 000 deportierten Sachsen in ihre Heimat zu entlassen. Immerhin waren es rumänische Staatsbürger, und Rumänien zu dem Zeitpunkt mit Russland liiert. Die Missachtung dieses Antrages sollten das Vertrauen in den Staat weiter erschüttern.

Es kamen weitere Repressalien dazu: Enteignung der Häuser, Einquartierung fremder Nationalitäten, Zwangsumsiedlung, politische Schauprozesse und Verfolgung, die letztendlich zum Exodus nach Deutschland, England und Amerika geführt haben.

Die Entvölkerung der sächsischen Städte und Dörfer sollte 1990 nach dem Sturz des kommunistischen Regimes ihren Höhepunkt erreichen. Es war der lang erträumte und ersehnte Moment gekommen, wo jeder ohne Bestechung und Zahlung der innerstaatlich geregelten Kopfgelder seine Zukunft in Selbstbestimmung gestalten konnte. Zurückgeblieben sind wenige. So auch Familie Recker, die im hohen Alter das Risiko eines ungewissen Neuanfangs nicht eingehen wollte. Sie war kinderlos geblieben und konnte auf keine Unterstützung und familiäre Geborgenheit in der Fremde hoffen. In ihrem Haus sind Briefe und Postkarten aus der Korrespondenz mit den nach Deutschland ausgewanderten Verwandten gefunden worden. Der Autor würdigt sie als besondere Verbundenheit innerhalb der sächsischen Familien. Er konnte nicht wissen, dass sich dahinter viel mehr als eine Aufmerksamkeit oder Pflichtübung verbirgt. Dabei sind auch zwei Karten von der Nichte Elisabeth. Sie sind nicht nur übliche Nachrichten und Grüße aus der Ferne, sie sind zugleich der unausgesprochene Ausdruck tiefen Dankes an die Tante. Sie wurde im Januar 1945 für beinahe fünf lange Jahre bei ihr aufgenommen. Ihre Eltern wurden beide, entgegen den gültigen Vorschriften, nach Russland deportiert und die Kinder ihrem Schicksal überlassen.

Ohne den Leser mit unendlichen Daten und Statistiken zu überhäufen, gelingt es dem Autor sehr gut, das Wesentliche der Sachsengeschichte als Grundinformation zu vermitteln. In sehr gründlich recherchierten Details wird das Leben der Schönberger Gemeinde und deren Einwohner beschrieben. Er würdigt in seinem Buch die Leistungen der HOG Schönberg, als Zeichen der Verbundenheit mit der alten Heimat.

Im Detail ist auch die Struktur des Hauses und seine Entstehungsgeschichte dargestellt. Wie dies im Jahre 1896 abgelaufen ist, kann nur anhand von Erzählungen und an dem Haus selber ermittelt werden. Es ist sicher, dass es dazu auf den Dörfern keine Pläne von Architekten gab, es waren auch keine Anschlüsse an Strom, Wasser, Kanal, Telefon und Internet erforderlich. Es waren die Maurermeister, die den Bau mit den Eigentümern abstimmten und auch durchführten. Ihre Erfahrung reichte auch ohne Berechnung der Statik und Detailzeichnungen aus, um ein Standardhaus mit Küche und Wohnzimmer zu errichten.

Nach dem Fundament aus Sandstein wurde der Keller aus selbstgebrannten Ziegeln errichtet. Darüber wurden Balken gelegt, die zur Verlegung und Stabilität des hölzernen Fußbodens dienten. Nur in wenigen betuchteren Häusern gab es mehrere Räume und mit Ziegeln gewölbte Keller. Als Bindemittel, für die selbstgebrannten Ziegeln gab es den gelben Sand aus der dorfnahen Grube. Der wurde nur mit Wasser zu einem Brei gerührt, in Schönberg Pablatsch genannt, und reihenweise auf die Ziegeln verteilt. Nach der Trocknung war die Mauer über Jahrhunderte standfest und sicherer Schutz vor Kälte im Winter und starke Hitze im Sommer. Für den Außenputz wurde aus dem Harbach gewaschener Sand mit Fuhrwerken geholt, mit Kalk und Wasser vermischt und sorgfältig auf das Mauerwerk aufgetragen. Oft wurde bei diesem Vorgang ein Ornament mit dem Baujahr, oder den Initialen der Eigentümer künstlerisch gestaltet.

Der Bau wurde von einem erfahrenen Maurermeister geleitet. Alle anderen Tätigkeiten wurden von der Nachbarschaft oder anderen Gemeindemitgliedern geleistet. Dafür gab es als Dank und Belohnung lediglich das Essen, meist ein deftiger Eintopf und möglicherweise auch einen guten Schnaps. Im Hof wurde in der Regel ein Schwenkbrunnen zur Versorgung der Familie und für die Tiere errichtet. Später sind diese riesigen Holzkonstruktionen durch eine Ausführung mit einer drehbaren Holzwelle, auf die man eine Kette mit Eimer aufwickelte, ersetzt worden.

Nun befindet sich dieses Haus im erweiterten Dorfmuseum in Bukarest, wo im Jahre 2007 die Allee der Minderheiten eingerichtet wurde. Hier darf das Schönberger Haus und Hof die Kultur der Siebenbürger Sachsen in der Hauptstadt Rumäniens vertreten. Neben dem neu aufgebauten Haus und Hof sind auch die Innenausstattung sowie etliche Gebrauchsgegenstände überführt und ausgestellt worden. An den Wänden hängen die traditionellen Bilder und Vorhänge mit den bekannten Sprüchen und Wünschen, die in keinem sächsischen Haus fehlen durften.

Alle Schönberger müssen auf diesen einmaligen Vorgang stolz sein und der Familie Nemeti danken, dass sie Schönberg und dessen ehemaligen Einwohnern der Nachwelt zur ewigen Erinnerung verholfen haben. Nun steht es da als Zeuge und Vertreter der jahrhundelangen Geschichte der Siebenbürger Sachsen im Karpatenbogen. Es steht da als historischer Fußabdruck und Nachweis einer fortschrittlichen Kultur, die bedauerlicher- weise irgendwann nur noch in Geschichtsbüchern oder Museen nachweisbar sein wird.

Aus dem Inhalt des Buches von Florian Dumitrache, die freie Übersetzung einiger Abschnitte, deren Aussage jedem zur persönlichen Verinnerlichung und Bewertung überlassen wird: „Insgesamt widerspiegelt der Schönberger Hof den Lebensraum und die typische und einmalige Architektur der deutschen Minderheit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und stellt den Rahmen für das Verständnis einer fremden Kultur in rumänischen Raum dar. Neben der heutigen Mehrheitsbevölkerung, lebten die Deutschen Zuwanderer Jahrhunderte auf diesem rumänischen Boden, wo ihre Bräuche beeinflusst, ihre Existenz und ihre Geschichte geprägt wurde. Sie waren, wie von Reisenden in 18. Und 19 Jahrhundert berichtet, Vorreiter der Pläne zur Systematisierung der ländlichen Infrastruktur, haben Straßennetzte entwickelt, öffentliche Beleuchtung und Kanalisation eingeführt. Die ‚Odyssee' der Sachsen im Osten Europas, ist vollbestückt mit Weisheiten bezüglich Anpassung, dem Kampf um eine privilegierte Position in der Gesellschaft, Treue, Glaube und gute Nachbarschaft."

Als Schönberger kann ich dem Urteil von Conf. Univ. Paula Popoiu im Vorwort nur zustimmen: „Schönes Buch – Ehre dem der dich geschrieben hat".
Johann Stürner