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Baltrumer Bärlauch von Ulrike Barow
Inselkrimi

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Kategorie: Bücher
Seiten / Format: 256 S
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Gmeiner-Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783939689317
Auflage / Bände: 2010

"Wenn Inga Tarmstedt gewusst hätte, dass ihrem Stöbern in alten Kunstbänden so viel Unheil folgen würde, wäre sie ganz gewiss im Cafe Scheibner sitzen geblieben und hätte sich ein weiteres ihrer heiß geliebten Buchweizentortenstückchen mit Blaubeeren genehmigt.<br />So aber saß sie an diesem warmen Tag wie angenagelt in einem der alten Sessel im Worpsweder Antiquariat und blätterte und blätterte. Der nette Antiquar hatte seine Brille auf die Stirn geschoben und einen Band nach dem anderen aus den hohen Regalen gesucht, als sie ihre Wünsche geäußert hatte. Wünsche,die für den Mann tägliches Brot waren. Hier, umgeben von endlos scheinenden Bücherreihen, würde sie mit Gewissheit Informationen über die berühmte Künstlergruppe finden, die vom Ende des vorletzten bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts das Bild dieses Ortes geprägt hatte. Wer sich in Worpswede befand, diesem beschaulichen Ort nahe Bremen, interessierte sich für Namen wie Mackensen, Vogeler, Hoetger, Rilke und Modersohn. Deren Schaffen begegnete man hier, wo Kunsthallen, Galerien und kleine Kunstgewerbegeschäfte auf engstem Raum vereint waren, an jeder Straßenecke.<br />Wieder nahm Inga einen Kunstband in die Hand. Ein Mädchen mit einem Blumenkranz leuchtete ihr vom Titel bild entgegen, gezeichnet im Profil, mit ausgeprägten Gesichtszügen. Natürlich, Paula Modersohn-Becker, wer sonst konnte dieses Bild gemalt haben? Sie hatte viele Biografien dieser außergewöhnlichen Frau gelesen, die ihr Leben kompromisslosder Kunst untergeordnet hatte, zumindest wenn man den Schreibern glauben durfte. Und so manches Mal hatte Inga darüber nachgedacht, ob auch sie in der Lage wäre, ihren Weg für die Kunst so konsequent zu gehen. Bis jetzt hatte sie noch keine Antwort darauf gefunden.<br />Sie blätterte weiter bis zu dem Bild einer zwischen zwei Bäumen aufgehängten Leine, an der Wäsche flatterte, vom Wind in der Bewegung getrocknet. Das ist es, dachte sie, das Leben auf dem Dorf in seiner ganzen Einfachheit und zugleich Gesamtheit. Die Landschaft, die Menschen und Ihr Atem stockte. Siehatte die nächste Seite aufgeschlagen, und ihr Blick fiel auf einen Himmel, durchzogen von weißen und grauen Wolkengebilden und widergespiegelt in den kurzen, unruhigen Wellen eines breiten Flusses. In der Mitte des Stromes zwei Segelboote.<br />Sie las den Namen unter dem Bild. Walter Bertelsmann. Dieser Name war ihr unter den berühmten Worps wedern noch nie aufgefallen.<br />Lange betrachtete sie das Bild und plötzlich hatte sie das Gefühl, Teil dieser Landschaft zu sein. Sie sah sich am Ufer des Flusses stehen und den Schiffen nachschauen. Kleine Wellen umspielten ihre Füße, und sie spürte den Wind auf ihren Armen.<br />Inga war beeindruckt. Wenn schon ein kleiner Abdruck in einem Buch so tiefe Gefühle bei ihr hervorrief, wie müsste es dann erst sein, vor einem echten Bertelsmann zu stehen?<br />'Haben Sieüber diesen Maler noch mehr Bücher?', fragte sie den Antiquar.<br />'Walter Bertelsmann, warten Sie, ich schau mal eben nach. Soviel ich weiß, gibt es über ihn nicht viel Material, obwohl er in seinem Leben wohl mehr als tausend Bilder gemalt hat.'Nach einem Blick in seinen Computer stand er auf.'Wir haben Glück, ich habe eine Biografie über ihn da, von Thomas Felgendreher. Es ist der einzige ausführliche Band, der über ihn erschienen ist.'Nach kurzem Suchen reichte er Inga das Buchüber die Ladentheke.<br />Inga begann, sich in das Leben des Malers einzulesen, und merkte nicht, wie die Zeit verging. Erst als der nette Herr hinter der mit Büchern vollgepackten Theke ein paarmal verstohlen auf seine Uhr schaute, klappte sie die Seiten zusammen und sagte fröhlich:'Das nehme ich mit. Danke für Ihre Geduld. Und einen schönen Feierabend wünsche ich Ihnen.'<br />Mit dem Buch unter dem Arm ging sie zurück zu dem Atelier, das ihr seit fünf Monaten als Zuhause auf Zeit diente.<br />Mit einem Ruck drehte sich Inga um.<br />'Ich werde hinfahren ..."Wenn Inga Tarmstedt gewusst hätte, dass ihrem Stöbern in alten Kunstbänden so viel Unheil folgen würde, wäre sie im Café in Worpswede sitzen geblieben. So aber fährt die junge Künstlerin auf die Nordseeinsel Baltrum, um nach Bildern ihres Lieblingsmalers Walter Bertelsmann zu suchen, der 1905 zum Malen auf der Insel war.Kurz nach ihrer Ankunft wird am Strand ein bewusstloser Mann gefunden, der wenig später stirbt. Und er ist nicht das einzige Opfer ...2DEUlrike Barow wuchs in Gütersloh auf und machte eine Ausbildung zur Buchhändlerin. Danach zog es sie zum Lieblingsurlaubsort ihrer Kindheit, der kleinen Nordseeinsel Baltrum. Dort lernte sie ihren Mann kennen und arbeitete im Einzelhandel sowie im familieneigenen Vermietungsbetrieb. Nebenbei verfasste Ulrike Barow Artikel für die Lokalzeitung. Vor einigen Jahren griff sie die Idee auf, Baltrum-Krimis zu schreiben. Viele Kurzgeschichten sind seitdem ebenfalls entstanden. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie nicht nur auf der Insel, sondern auch in der schönen ostfriesischen Stadt Leer.

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