Präsidentenlieder von Antonio Fian
Gedichte
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Kategorie: Bücher
Seiten / Format: 72 S
Erscheinungsjahr: 2023
Verlag: Literaturverlag Droschl
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783990591420
2Die Kinder stumm. Die Katze lauert.Die Gattin liest. Der Präsident,der abseits auf dem Sofa kauert,ist vor Erschöpfung eingepennt.Plötzlich katzenseits ein Fauchen.Die Gattin schrickt vom Buche hoch.»Pst!«, macht sie, »komm her zu Frauchen!«Der Präsident erwacht jedochund blickt sich um. Totales Schweigen.Verärgert sagt er: »Muss das sein?«Man sieht die Katz'das Köpfchen neigen.Der Präsident schläft wieder ein.29Der Präsident spricht einen Sinnspruch.Die Gattin horcht geduldig zu.Der Präsident sagt: »Wenn ich Sinn such',siehst du, find'ich ihn im Nu.«Die Kinder nicken drauf verständig.Die Gattin, lächelnd, sagt: »Ach, du ...«Der Präsident freut sich unbändigund fügt ein Epigramm hinzu.Pointierte, amüsante Alltagsgeschichten voll Hintersinn präsentiert Antonio Fian in seinem vierten Gedichtband. In dessen Zentrum steht ein »Präsident« (einer Bank? Eines Rotary-Clubs? Eines Sparvereins? Man weiß es nicht), ein Vertreter einer aussterbenden Spezies, der des patriarchalischen Familienvaters.Mag er auch im Herzen bemüht und stets gutwillig sein, seine Zeit ist vorbei: All die Belehrungen und welterklärenden Weisheiten des Universalinteressierten, seine Ausführungen über Philosophie und Dichtkunst rufen bei seiner Frau und den Kindern, selbst bei der Katze meist nur Kopfschütteln hervor oder werden überhaupt überhört.Antonio Fian gelingt es, aus den gewöhnlichsten Situationen Außergewöhnliches hervorzuzaubern und Gespräche wiederzugeben, bei denen nicht selten das Gesagte knapp am Ohr des Empfängers oder der Empfängerin vorbeigeht und feinste Situationskomik zustandekommt. Er hat sie aufgezeichnet in tadellosen Reimgedichten, die die Präsidentenlieder in eine Tradition deutschsprachiger Lyrik stellen, die über Ror Wolf und Robert Gernhardt zurückreicht bis zu Christian Morgenstern und Wilhelm Busch.1ATAntonio Fian, geboren 1956 in Klagenfurt, lebt seit 1976 in Wien. Er ist Autor von Romanen, Erzählungen, Essays, Gedichten und den Dramoletten. Für sein Werk wurde ihm 1990 der österreichische Staatspreis für Kulturpublizistik, außerdem u. a. der Johann-Beer-Literaturpreis (2009), der Humbert-Fink-Literaturpreis (2014) und der Reinhard-Priessnitz-Preis (2018) verliehen. Mit seinem RomanDas Polykrates-Syndrom (verfilmt als Glück gehabt 2019) war er auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. Zuletzt erschienen die Traumgeschichten Nachrichten aus einem toten Hochhaus (2020) und Wurstfragen. Dramolette VII (2022).
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