Lesung Carmen Elisabeth Puchianu aus "Die Professoressa" am Freitag, 17. Mai 2019, um 18 Uhr im Büchercafe ERASMUS
17. Mai 2019
Moderation: Beatrice Ungar, Chefredakteurin Hermannstädter Zeitung
Was beobachtet die Autorin Carmen Elisabeth Puchianu, worüber sinnt sie nach, was verschweigt sie, was gibt sie preis? Sie lässt ihr Lesepublikum wissen, seit einigen Jahren gebe sie der Versuchung nach, ihr Gefühlsleben und ihre Gedankenwelt mit den Mitteln der darstellenden Kunst, des Bühnenauftritts, gar der turbulenten Schau zu äußern. Doch warnt sie gleichzeitig vor der Annahme, in all der sprachlichen und gestisch-mimischen Exzentrizität liege der umfassende Ausdruck ihres Wesens, bloß Einzelaspekte ihres Seins werden verdeutlicht.
In den Spannungsbogen zwischen überdeutlicher Aussage und instinktiver Zurückhaltung, zwischen herbem Stilgepräge und sorgfältiger Umschreibung fügen sich die Texte der neuen Buchausgabe ein. Versgebilde bieten Zeugnisse unmittelbaren Erlebens oder zehren von Erinnerung, Prosaschilderungen sind dem Wechsel von freundlich-beherzter Mitteilsamkeit und lakonischer Skepsis unterworfen, graphische Skizzen und sonstiges Bildmaterial gewähren Einblick in ganz persönliche Bereiche. Während der Lektüre wird bald deutlich, dass der Tod ein Hauptmotiv der Textzusammenstellung ist. Er wird nicht, wie im Alltag oft, möglichst kurz abgetan, sondern wird mit vielerlei Einschätzungen bedacht. Manches Stück kommt als Burleske daher, standortgemäß als Karpatische Burleske – als „Karpateske". (Joachim Wittstock)
Im Prisma der Dichterin Carmen Elisabeth Puchianu ist der Tod, den sie fabelhaft bedichtet, ein veritabler Feinschmecker und kein Kostverächter, einer, der auf das Leben trinkt. Er ist nicht nur groß, wie bei Rilke, er ist ein Süßholzraspler und ein Palaverer, der Ver-Führer in Person, aber auch als Spaßvogel und Entertainer in Frack und Lackschuhen macht er von sich reden. Einfallsreich und virtuos umkreist ihn die Dichterin immer wieder, bis er ganz schwindlig ist und sich ihr, wehrlos gegen die Macht der Poesie, ergibt. (Horst Samson)
Carmen Elisabeth Puchianu: Die Professoressa. Ein Erotikon in gebundener und ungebundener Rede. Die POP-Verlag-Epikreihe, Bd. 102, 176 Seiten, ISBN: 978-3-86356-244-1; € [D]16,90
Carmen Elisabeth Puchianu, *1956 in Kronstadt/Braşov (Rumänien), dreisprachig aufgewachsen (deutsch, ungarisch, rumänisch), deutsch-evangelisch erzogen. Besuch der deutschen Schule in Kronstadt, Abitur am Hoterus-Gymnasium 1975, anschließend Anglistik- und Germanistikstudium an der Bukarester Universität bis 1979. Englischlehrerin in der rumänischen Dorfschule in Filipești de Târg, ab 1983 Englisch- und Deutschleherin an der Honterusschule in Kronstadt, ab 1995 Lektorin, Dozentin und seit 2017 Professorin für Deutsche Literatur an der Transilvania Universität, Kronstadt. 2004 Promotion über Thomas Mann, 2016 Habilitation (Literatur als Performance). Literarische Veröffentlichungen seit 1980: Lyrik in der Zeitschrift Neue Literatur (Bukarest) u.a. deutschsprachigen Publikationen aus Rumänien.Debüt als Lyrikerin in der Anthologie Der zweite Horizont. Dacia Verlag, Klausenburg, 1988. Es folgten die Bände: Das Aufschieben der zwölften Stunde auf die dreizehnte. Gedichte. Dacia Verlag, Klausenburg, 1991, Amsel – schwarzer Vogel. Erzählungen. Lagrev Verlag München, 1995, Der Ameisenhaufen und andere Geschichten. Aldus Verlag Kronstadt, 1998, Ein Stückchen Hinterhof. Novellistische Familienchronik. Hora Verlag Hermannstadt, 2001, Unvermeidlich Schnee. Gedichte. Passau: Karl Stutz Verlag Passau, 2002, Der Begräbnisgänger. Geschichten. Karl Stutz Verlag Passau, 2007, Verortete Zeiten. Gedichte. Aldus Verlag Kronstadt, 2008, Patula lacht (Roman). Karl Stutz Verlag Passau, 2012.
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